Wenn man davon ausgeht, dass ein- und derselbe Datensatz, also ein Rohdatensatz, wenn man diesen mit den unterschiedlichen Entwicklungstools entwickelt, gleiche oder zumindest sehr ähnliche Ergebnisse liefert, so ist das ein Irrtum.
Der Rohdatensatz, den ich hier zeigen möchte, wurde von Dr. Claus Possberg auf seiner Sternwarte in Freyung/Bayern mit einem CDK17 und einer ASI6200MC aufgenommen um umfasst nach Aussortieren der weniger guten Daten 230 Einzelfiles der Filter L,R, G, und B. Die Belichtungszeiten der einzelnen Files waren für L 30" und für die drei Farbfilter jeweils 60". In Summe ergibt das eine Integrationszeit von 3h20´.
Hier zu Beginn möchte ich die daraus resultierende finale Ausarbeitung von Dr. Possberg zeigen - eine sehr gefällige und feine Farbgebung, sehr ansprechend in den Farben und Details.
Ich habe von ihm die Rohdatensätze bekommen weil es mich interessiert hat, wie unterschiedlich im Vergleich zu ihm meine beiden möglichen Entwicklungsmethoden sind - die eine geht über AstroPixelprocessor als primäres Kalibrierungs- und Stackingtool, dann weiters in PixInsight und Photoshop, währenddessen mein zweiter Weg bis zur Feinabstimmung in PixInsight bleibt und erst am Ende der Entwicklungsschritte die Feinabstimmungen in Photoshop Beta25 gemacht werden.
Ich verwende den AstroPixelProcesser gerne als primäres Tool, weil er auch bei nicht so guten Rohdaten noch gute Ergebnisse liefert, weil er relativ intuitiv zu bedienen ist und sehr stabil läuft. Man kann sehr viele der Nachbearbeitungsschritte innerhalb des Programms wählen, eigentlich kann man praktisch alles bis zum fertigen Bild machen. Ich selbst mache aber nicht mehr als das Stacking und das Batchcropping in diesem Programm, da ich für die weiteren Schritte PixInsight bevorzuge. Also verlasse ich das Programm nach dem Croppen der erhaltenen Stacks - das "Reincroppen", also die Reduktion des Bildformats auf jene Bereiche, die von allen aufgenommenen Einzelbildern abgedeckt werden, und importiere dann diese Stacks in PixInsight.
Bei einer LRGB Aufnahmeserie mit einer Monokamera sind es dann 4 Stacks und bei einer Schmalbandserie meistens 3 Stacks - Ha, OIII und SII.
in PixInsight sehe ich mir dann die Stacks vorgestreckt, also delinearisiert, an und entscheide, welche weiteren Schritte mir sinnvoll erscheinen. Meistens sehe ich dann, dass der Hintergrund etwas Dichteunebenheiten hat - das bedeutet dann, dass die Stacks mit dem Programm GraXpert behandelt werden. Danach ist der Hintergrund fast immer gut homogenisiert.
Übliche weitere Bearbeitungsschritte in PixInsight sind dann der BlurXterminator, der Gradienteliminator und der StarXterminator - alles im linearen Zustand.
Somit habe ich nachher zwei Stacksätze - einmal die entsternten Stacks und dann die nur-Sterne Stacks. Diese werden dann zu einem linearen LRGB Sternenbild zusammengeführt und im Seti-Astro´s linear Starstretch Modul delinearisiert. Dabei ist es wichtig, zu bedenken, dass sehr helle Sterne eine geringere Streckung benötigen als kleine Sterne. Das bedeutet, ich mache zwei oder auch drei unterschiedliche Streckungen und kombiniere später dann in Photoshop die einzelnen Bereiche, abhängig von deren Helligkeit.
Die sternlosen Stacks werden entweder mit dem Prozess Masked Stretch vorgestreckt und dann mit dem Seti-Astro Modul Statistic Stretch final delinearisiert oder, bei komplexeren Objekten und Nebeln, verwende ich meistens den Generalized Hyperbolic Stretch von PixInsight - ein hervorragendes Tool mit sehr vielen Einstellmöglichkeiten.
Danach habe ich auch die einzelnen Kanäle für das sternlose Bild final gestreckt und bringe sie mit dem LRGB Modul zu einem Farb-LRGB Bild zusammen. Jetzt sieht man fast immer, dass noch einiges an Feintuning zu machen ist. Viele Astrofotografen machen dieses auch in PixInsight, ich bevorzuge Photoshop, das liegt mir haptisch näher.
Jedes Bild verlangt eine etwas andere Vorgehensweise, anderes Feintuning und manchmal komme ich erst fast gegen Ende aller Schritte zum Schluss, dass ich alles anders und nochmals entwickeln muss - Gründe dafür können sein ein sehr unruhiger Hintergrund, starke Farbungleichheiten, starkes Rauschen und noch viele andere Nachteile, die man erst am final gestreckten Bild gut sehen kann.
Es gibt viele dazwischen liegenden Verbesserungsschritte wie etwa die vorsichtige Sternverkleinerung, das Entrauschen, die Kontrastanhebung, die Neutralstellung des Hintergrundes, die lokale Anhebung oder Absenkung der Farbsättigung oder auch das sehr vorsichtige Schärfen des Bildes.
Nach dem Feintuning des sternlosen Bildes und auch des Sternenbildes kann man dann entweder in Photoshop mit dem Kommando "negativ multiplizieren" oder auch in PixInsight mit dem Prozess Pixelmath die beiden Bilder zusammenfügen und in Bezug auf Helligkeit, Farbgebung, Sättigung und Hintergrund fein abstimmen.
Nach allen diesen Schritten hat man ein fertiges Bild - und das kann sehr unterschiedlich aussehen. Hier zuerst das Ergebnis aus dem ersten Weg - also APP-PI-PS und einige andere Zwischenschritte, auf die einzugehen, den Rahmen dieser kurzen Darstellung sprengen würde:
Wie es deutlich zu sehen ist, sind die Sterne in ihrem Kern etwas größer, die Spikes deutlich schwächer und die Farbgebung der Galaxie weniger gesättigt und im Ganzen auch weniger durch das Blau-Rot gekennzeichnet.
Wegen der beschränkten Auflösung einer Darstellung im Web kann man die leicht unterschiedliche Wiedergabe der feinen Details der Galaxie nicht gut beurteilen - die Sternentstehungszentren sind hier etwas größer aber deutlicher, bei der ersten Darstellung etwas feiner, etwas bunter aber nicht ganz so gut erkennbar - eben auch Ansichtssache, wie man etwas zeigen und darstellen möchte.
Die PixInsight Weg, wo ich also fast alle Schritte in PixInsight gemacht habe, der resultiert am Ende dann in ein Bild, das deutlich anders aussieht. Hier ist es:
Die Farbgebung ist komplett anders im Vergleich zum vorigen Bild, die Sternspikes sind sehr deutlich ausgebildet und der Kontrast ist eindeutig höher und das Bild hat, ähnlich zu dem ersten Bild, einen markanten Blau/Rot Ton in der Galaxie, wobei das Zentrum der Galaxie deutlich weniger rot ist als beim ersten Bild.
Es ist also klar - jede Art und Weise, jedes Tool und jede Software, mit der man Rohdaten entwickeln kann, liefert unterschiedliche Endresultate, die weitgehend auch davon abhängen, welche Präferenzen und Vorstellung der Astrofotograf hat, der die Aufnahmen entwickelt.
Es gibt kein Richtig und kein Falsch, es gibt unterschiedliche Ansätze, der eine gefällt mehr, der andere weniger, ist auch Ansichtssache.
Für mich wichtig ist es nur, dass alles das Freude macht und zu Ergebnissen führt, die man gerne wieder und oft ansehen kann und möchte.
Galaxien, Nebel und was es sonst noch gibt
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