Skip to main content

SH2-1 Ein Emissions-/Reflexionsnebel

Der Nebelbereich SH2-1 ist ein kombinierter Reflexions- und Emissionsnebel, liegt im Sternbild Scorpius und ist etwa 650 Lichtjahre von der Erde entfernt. 

Die Reflexionen (blauweiß - bläulich) entstehen durch einen sehr hellen und heißen Stern im Mittenbereich, der die ihn umgebenden Staubwolken anstrahlt. Diese wiederum reflektieren das Licht, das bedingt durch die Sterntemperatur blauweiß ist. Auch kann man im Nebelgebiet die Reflexionen anderer Sterne an den sie umgebenden  Staubwolken gut erkennen.

Die Emissionen (rot-rötlich) entstehen durch die Anregung von Wasserstoff, der sich in der Umgebung des Sterns befindet. Da der gleiche Stern auch eine intensive UV Strahlung abgibt, regt diese den ihn umgebenden Bereich von Wasserstoffionen an. Diese stellen somit ein HII Emissionsgebiet dar. 


Aufnahme und Entwicklung

Die einzelnen Subs wurden auf einem, von TelescopeLive betriebenen Takahashi FSQ-106ED mit 0,73x Reducer bei 382mm Brennweite (f/3,6) mit einer QHY600Mmit LRGB und Ha Filter in Australien gemacht. Leider standen nur in Summe 60 einzelne Aufnahmen zur Entwicklung zur Verfügung. 
Es wurden jeweils 12 Aufnahmen zu je 300 Sekunden mit L,R,G,B und Ha Filter gemacht und als FITS abgespeichert. 

Die übliche Entwicklung - entweder in PixInsight oder in AstroPixelProcesser ergab ein durchschnittlich ansehbares Ergebnis, was mich jedoch nicht überzeugen konnte.

Man kann zwar klar die Reflexionsbereiche und den Bereich der Emission erkennen, auch dass der extrem helle Mittenstern die Quelle beider Erscheinungen sein wird, aber eine genauere Betrachtung der einzelnen monochromen Stacks der Wellenlängen zeigte, dass viel mehr Details vorhanden als hier zu sehen sind. 

Auch bei dieser obigen Entwicklung war es unbedingt notwendig, die Sterne vom Nebel zu entkoppeln und getrennt zu stretchen, damit diese nicht den Nebelbereich zu stark überstrahlen. Außerdem musste der starke Farbstich der Sterne nach der gemeinsamen Entwicklung und Streckung korrigiert werden - auch das konnte nur in einem "Nur"Sterne Bild gemacht werden.

Da die Aufnahmen alle auf einem Takahashi FSQ-106ED gemacht wurden, war die optische Qualität auf etwa 2/3 der Bildfläche hervorragend, aber nicht auf dem gesamten Bildfeld, das ja wegen der QHY600 ein Vollformat, also 24x36 ist. Das Teleskop ist hervorragend bis zum APS Aufnahmeformat korrigiert, nicht mehr aber darüber hinausgehend. Um dies zu verdecken, habe ich den in PI integrierten BlurXTerminator angewandt - meine Einstellung war so, dass die ohnedies bereits sehr kleine Sterngröße nur minimal reduziert, die Sternform jedoch deutlich verbessert wurde. 

Letztendlich war das finale Bild recht in Ordnung, ich wollte es aber sichtbar verändern, da ich den Eindruck hatte, dieser Nebel brauchte mehr Lockerheit und Luftigkeit - also weniger harte Kontraste und eine gut durchgezeichnete, aber hellere Farbgebung. Das erwies sich aber als recht kompliziert - warum, nun es waren nur 12x300", also 1 Stunde pro Kanal zur Verfügung. 

Um das finale Ergebnis vorweg zu nehmen - hier ist es - luftiger, lockerer und mit viel mehr Details in den Nebelbereichen:


Und hier der Weg zu diesem Ergebnis:

Die einzelnen Subs  (=Einzelbelichtungen der jeweiligen Filter) der 5 Filter werden gestapelt und dann das sich ergebende linear Bild provisorisch gestreckt um das Ergebnis zu beurteilen. Da zeigte es sich, dass die Kanäle LRGB recht gut durchgezeichnet waren, aber Ha sehr stark verrauscht und sehr wenig durchzeichnet. Logisch, denn für die ohnedies schwache Ha Linie war die Summe von 12x300" einfach zu wenig um ein gut verwendbares Ergebnis zu erhalten. Nur im hellsten Bereich des eigentlichen HII Bereiches war genug Durchzeichnung um diesen kleineren Bereich geringfügig in ein finales Bild zu integrieren. 

Hier ein Screenshot vom Blaukanal und darunter einer vom Ha Kanal - beide Stacks sind entsternt, denn nur so kann man die Nebelbereiche ausreichend gut beurteilen:


Die einzelnen Farbkanäle wurden daher getrennt optimiert, entrauscht, geglättet aber der Luminanzkanal geschärft. Dann zu einem einzigen Farbbild zusammengefügt - noch nicht farblich optimiert:

Einzelne Sternzentren sind auf diesem sternlosen Bild als farbige - zu sehr störende - runde Bereiche zu sehen, der Reflexionsnebel ist noch zu grünlich und der Emissionsnebel noch zu wenig sichtbar. Und die nebelarmen Bereiche sind noch zu hell, der Mikrokontrast der Nebelbereiche zu gering. 

Hier, in dem Bild unten, wurde Ha eingefügt (mit geringem Gewicht), die Reflexionsnebelfarbe angepasst und die notwendigen Änderung gemacht.

Um gut definierte Sterne zu bekommen, habe ich aus der "normalen"  LRGB Entwicklung die Sterne separiert um sie dann mit dem finalen LRGBHa sternlosen Bild zu vereinigen. Hier die Sterne aus LRGB:

Diese beiden Ebenen werden dann in Photoshop gemeinsam betrachtet, in den Überlagerungsmodus gebracht (negativ multiplizieren) und dann sowohl die Sternebene als auch die Nebelebene aufeinander feinabgestimmt.


Das finale Bild wird dann am Rand beschnitten (klar definierte Ränder) und in die richtige Auflösung und Bildgröße gebracht - fertig. Zur Illustration hier nochmals das finale Bild von SH2-1:


Die gesamte Prozedur war ziemlich aufwendig, das Ergebnis rechtfertigt meiner Meinung nach aber den aufwendigen Erstellungsprozess.







Equipment und Ausrüstung

Galaxien, Nebel und was es sonst noch gibt

Sampling - Seeing - Sky Quality - Drizzle - Binning

OSC oder Mono?

Direkt zu den Astrofotografien

Zur Startseite